Es knistert, es raschelt, dann ein dumpfer aufschlag ins grau. Abends fallen die äpfel. Sie entfernen sich aus ihrem baum. Sie fallen. Es ist der fall, der sie beflügelt, ihren angestammten platz zu verlassen. Der fall ist geräuschlos. Kein sirren in der luft begleitet den fall. Oder doch? Das durchschneiden der luftsäule zwischen erde und himmel verursacht ein winziges, ganz leises, unhörbares sirren. Das lieben die äpfel.
Die äpfel im gras erzählen vom fall und dem geräusch. Also erwarten die äpfel im baum den abend, um auch zu fallen. Warum am abend? Es ist das licht, das gedämpfte, sterbende licht. Es gibt ihnen die ruhe und sicherheit sich zu lösen. Weggehen ist nicht einfach. Es ist der ort , der sie verortet, fest macht. Sich lösen ist ein akt der unruhe, der ungewissheit. Sie wollen nicht gehen, sie wollen fallen, fallen ins neue. Da ist der fall. Schnell und unheimlich, so neu, so ungewiss, so unaufhaltsam. Er könnte fortdauern, nie aufhören. Dann der aufprall im gras. Widerstand spüren, schmerzhaft neu. Die Welt ist eine andere. Doch der abend mildert das neue. Gedämpft ist das licht. Freundlich umfängt es die neuankömmlinge. Verloren, geborgen im licht. Der abend deckt die widerstände, sorgt sich und schweigt. Es ist das schweigen, dass die äpfel beruhigt. Der fall war der weg, der unsichere weg. Jetzt im gras ist der ort, der neue, der unaussprechliche, stille, unbeugsame angekommen. Und der abend neigt sich zur ruhe. Abends fallen die äpfel.
Dann kommt siegfried und sammelt die äpfel auf. Der korb stand schon bereit. Sie werden versammelt. Und aus der versammlung kocht hanna gelee, ein konzentrat der fallenden äpfel. Sie werden ganz neu und finden sich nicht.
Konstantin Keulen